Vierbeiniger SaboteurDieser gruselige Roboterhund soll Smarthomes abschalten

Das US-Department of Homeland Security hat ein neues Spielzeug. Der Roboter NEO kann angeblich mit Denial-of-Service-Attacken Smarthomes lahmlegen.

Ein vierbeiniger roboter
Q-UGV von Ghost Robotics: Diese Drohne ist die Basis von NEO. – Alle Rechte vorbehalten IMAGO / ZUMA Press Wire

NEO ist so groß wie ein Hund, hat vier Beine und kann mit Bordcomputer und Antennenset Denial-of-Service-Attacken auf Netzwerke ausführen. So soll er menschliche Einsatzkräfte vor Sprengfallen schützen, die über das Internet of Things (IoT) gesteuert werden. NEO wird vom US-Ministerium für Innere Sicherheit, Department of Homeland Security, kurz DHS, entwickelt.

Das berichtet 404 Media. Das Medium beruft sich dabei auf ein Transkript einer Rede, die Benjamine Huffman auf der Sicherheitsmesse „Border Security Expo 2024“ in Texas gehalten hat. Huffman ist Direktor der Ausbildungszentren für Einsatzkräfte des DHS, in denen auch Mitarbeiter*innen von 127 weiteren Behörden und Organisationen geschult werden.

Die „Border Security Expo“ ist nur für Strafverfolgungsbehörden und Firmen, die im Auftrag von Militär oder Geheimdiensten arbeiten, zugänglich. Dave Maass von der Electronic Frontier Foundation hat das Transkript unter Berufung auf den Freedom of Information Act angefragt, erhalten und 404 Media zugespielt. 404 Media hat es mit dem dazugehörigen Bericht veröffentlicht.

Schutz vor dem Internet der Dinge

NEO überlaste ein Netzwerk mit Anfragen, so dass die Geräte die darüber verbunden sind, nicht mehr kommunizieren können, so Huffman laut des Transkripts. Außerdem habe das DHS ein Trainings-Smarthome gebaut, in dem Strafverfolger*innen das Durchsuchen vernetzter Gebäude üben können. Dort sollen sie auch lernen, dass sich in IoT-Geräten wertvolle Beweise verbergen können. Sowohl NEO als auch das Trainings-Smarthome seien Reaktionen auf eine prognostizierte Bedrohung: Menschen könnten Sprengfallen in Gebäuden installieren und sie über IoT zünden.

Die Sorge sei ausgelöst worden durch einen Vorfall von 2021, bei dem ein Verdächtiger in Florida, der durch seine Türklingelkamera Beamt*innen des FBI sah, zwei erschoss und drei verletzte. Bei einer darauf folgenden Recherche sei das DHS auf die theoretische Möglichkeit von internetgestützten Sprengfallen gestoßen, die Verdächtige auch nach einer Verhaftung beispielsweise per Sprachbefehl auslösen könnten, um Einsatzkräften zu schaden oder Beweise zu vernichten. Möglich sei auch die ferngesteuerte Verteilung gefährlicher Chemikalien über das Belüftungssystem.

Spitzel auf vier Beinen

Mit NEO könnten eventuell vorhandene, über das Internet gesteuerte Fallen vor einer Durchsuchung vom Netz genommen werden, so die Argumentation. Außerdem könne der Roboter den Beamt*innen vor dem Betreten des Gebäudes Audio- und Videofeedback geben, unter anderem mittels einer Infrarotkamera, und Kommunikation mit Personen ermöglichen, die sich im Gebäude aufhalten. Ebenso könne NEO Funkverkehr mitschneiden.

NEO ist laut 404 Media eine vom DHS modifizierte Version des „Vision 60“, eines „Quadruped Unmanned Ground Vehicle“ (Q-UGV), das von der Firma Ghost Robotics an Strafverfolgungsbehörden und militärische Einheiten verkauft wird. Das Q-UGV hat laut Herstellerwebsite ein Gewicht von 51 Kilogramm und kann zehn zusätzliche Kilogramm transportieren. Der Akku hält 3 Stunden, die maximale Reichweite beträgt 10 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei rund elf Stundenkilometern.

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4 Ergänzungen

  1. Den beschriebenen Funktionsumfang könnte ein kleiner lenkbarer Blimp mit Heliumfüllung mit so 50 kg Nutzlast ebenso erreichen.
    Wieso dann Roboterhund erschliesst sich sicher dessen Hersteller am Besten.

    1. > Wieso dann Roboterhund erschliesst sich sicher dessen Hersteller am Besten.

      Blimps lassen sich leicht abschießen. Zudem kommen sie nicht nahe genug an Gebäudezugänge heran. Mit einem Blimp kann man z.B. auch nicht unter ein Vordach schauen.

    2. Ich mutmaße, dass es auch um die klassische Situation geht, in der Menschen erschossen werden, während die Polizisten sich im Haus vorarbeiten.

      Das kann schon auch positive Effekte haben (wie immer, sind die großen Zahlen und Einzelfälle zu wälzen). Treppe rauf – gefährlicht. Verwinkeltes Haus, um die Ecke, Hausbesitzer unter Drogen… gefährlich. Theoretisch wäre allerdings ein Kamera-Fernsprech (-Tränengas+-) -Hund da ausreichend. Guckt man auf die Autos, die die Cops da kriegen, ist natürlich klar, dass der Hund gerne etwas mehr können darf.

  2. Das ist wie Schachspiel: immer ein paar Züge im Voraus denken: was macht der Gegner als nächstes. Wie kann man Gegenmaßnahmen unwirksam machen. Und so fort.
    Tja, und wie kann man sich sicher sein, kommt die fliegende Drohne oder der Roboter- Hund oder der Spielzeugpanzer nun von der Polizei oder den Terroristen oder Mafia 1 oder Mafia 2…

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